Handbuch Europa in NRW - Wer macht was in NRW für Europa?
1.
Ausgangslage
Die
enge Beziehung zwischen NRW
und Europa ist ständig im Fluss. Denn Europa ist weder nur als Dach und Schirm oder etwa als
supranationale
Regulierungsmaschinerie zu verstehen. Nur eines ist sicher: Europa wird
immer
komplexer. So werden die Beziehungen Nordrhein-Westfalens innerhalb
Europas
auch immer vielschichtiger. Wichtige regionale
Akteure und Instanzen
müssen ihre Europafähigkeit beständig ausbauen. Deshalb gilt es immer aufs Neue: Die
Komplexität
muss verstanden, reduziert und handhabbarer gemacht werden.
Seit
dem Maastrichter Vertrag ist
ein Schlagwort in aller Munde: Das Europa der Regionen. Trotz
Subsidiaritätsgebot und zahlreichen Veränderungen in
der europäischen
Regionalpolitik haben die europäischen Regionen aber bislang
keinen
verfassungspolitischen Zugewinn erwirtschaften können.
Allerdings sind sie in
der europäischen Politik sehr präsent. Einen
höheren Stellenwert innerhalb der
EU haben die Regionen nicht zuletzt durch die Errichtung des
Ausschusses der
Regionen erlangt. Auch der Vertrag von Lissabon hat dazu geführt, dass die dritte Ebene im
europäischen Mehrebenensystem -
neben der nationalen und der europäischen - an
Gestaltungskraft gewinnt. Im Kontext
der europäischen Diskussion werden unter Regionen die
größten subnationalen
Handlungseinheiten der Mitgliedstaaten verstanden. In Deutschland sind
damit in
erster Linie die Bundesländer gemeint. In der
sozialwissenschaftlichen
Forschung wird der Europäisierung subnationaler Politik sowie
dem
Regieren im Mehrebenensystem zunehmend Beachtung geschenkt.
In
NRW hat das Thema Europa seit
1998 an Bedeutung zugenommen. Das Ministerium für Bundes- und
Europaangelegenheiten wurde in die Zuständigkeit der
Staatskanzlei
zurückgeholt. Die Botschaft lautet: Europa ist in NRW
Chefsache.
Verglichen
mit anderen
europäischen Regionen schneidet NRW in Sachen
Außenhandelsorientierung sehr gut
ab. NRW liegt sogar deutlich vor einigen Mitgliedstaaten der EU. 2010 exportierte NRW Waren im
Wert
von 148,4 Mrd. Euro und importierte Waren im Wert von 162,3 Mrd. Euro.
Die
Länder der EU - unter diesen insbesondere Frankreich,
Großbritannien, Italien
und die Benelux-Staaten - bilden den größten
Absatzmarkt für Produkte aus NRW.
In
den grenznahen Regionen NRWs
existieren sog. euregios. Insgesamt
gibt es
davon schon mehr als 100 solcher grenzüberschreitender
Zusammenschlüsse in Europa, an vier davon ist Nordrhein-Westfalen
beteiligt. Die EUREGIO mit Sitz in Gronau und
Enschede
ist der historische Vorreiter der Bewegung. Die euregios
fördern die gesellschaftlich-kulturelle
und
sozial-wirtschaftliche Zusammenarbeit in den grenznahen Regionen. An
den
Grenzen NRWs wächst somit Europa zusammen.
NRW wird
immer europäischer. Hält der Kenntnisstand der
Öffentlichkeit damit Schritt?
2. Zielsetzung des Handbuches
Die
Beziehungen und
Verflechtungen Nordrhein-Westfalens mit der EU verdeutlichen die enorme
Bedeutung und Komplexität des Themas. Nordrhein-Westfalen hat
sich zum Ziel
gesetzt, der leistungsfähigste Dienstleistungs- und
Wirtschaftsstandort in
Europa zu werden. Dieses Vorhaben kann jedoch ohne die Einbindung der
Bürger
nicht realisiert werden. Transparenz und Information spielen dabei eine
wichtige Rolle, da in der Bevölkerung immer noch
große Informationsdefizite
bestehen, die es abzubauen gilt. Gerade für
Nordrhein-Westfalen wurde bislang
versäumt, die europarelevanten Akteure, ihre Interessen und
ihre Beziehungen
zur Europäischen Union zu identifizieren und systematisch zu
erfassen. Daher hat die Forschungs-Initiative NRW in Europa (FINE) ein
Handbuch erstellt,
das jedem Interessierten einen schnellen Zugang zu den gesuchten
Informationen
ermöglicht.
Das
Handbuch erfüllt zwei Funktionen. Zum einen informiert es
über die Verflechtungen
im Mehrebenensystem. Dies geschieht themenspezifisch zu Beginn jedes
Kapitels. Wissenschaftliche Aufsätze beschäftigen sich mit
Bildung, Jugend und Wissenschaft, Arbeit und Soziales, Wirtschaft,
Landwirtschaft und Umwelt, Kultur und Medien sowie Verwaltung und
Politik in NRW und Brüssel. Zum
anderen nennt es dem Benutzer zu den Themenbereichen direkt die
geeigneten Anlaufstellen
für sein Interesse. Mit dieser doppelten Funktion ist es
möglich,
unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen. Zielgruppen sind
interessierte
Bürger, kommunale und regionale Entscheidungsträger,
Verbände und Vereine,
Medien, sowie Studierende, Lehrende und Forschende im Themenbereich NRW
und
Europa.
Das
Ziel des Handbuches ist es,
Akteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur vorzustellen,
die es
sich zur Aufgabe gemacht haben, Interessierten in Europafragen weiter
zu
helfen. Das Handbuch ist als Informations- und Nachschlagewerk
konzipiert, das sowohl wissenschaftlich fundierte Informationen als auch die
adäquaten Ansprechpartner liefert. Es kann somit erste
Orientierungshilfe für
Fragen zu Fördergeldern, kulturellen Aktivitäten,
Fortbildungen, Recherchen und
vielem mehr sein.
3. Positionierung
Das
Handbuch ist keine
Neuauflage des EU-Almanachs oder des Europa-Oeckels, sondern soll die
Lücken,
die diese umfangreichen Adresslieferanten hinterlassen,
schließen. Durch die
Beschränkung auf Nordrhein-Westfalen ist das Handbuch
übersichtlicher. Außerdem
liefern Einführungen in die Kapitel einen Einblick in die
vielfältigen
Beziehungen im Mehrebenensystem. Um die Orientierung für den
Interessierten zu
erleichtern, werden nicht nur die Adressen der Ansprechpartner, sondern
auch
ihre spezifischen Aufgabengebiete vorgestellt.
4. Weiterentwicklung
Im
Januar 2005 wurde die
Online-Version des Handbuches, die Datenbank Europa in NRW, zusammen
mit
dem damaligen Europaminister Wolfram Kuschke in Brüssel der
Öffentlichkeit vorgestellt. Die
Daten des Handbuches wurden aktualisiert und können seitdem auch
online unter www.datenbank-europa-nrw.de genutzt
werden. Im Sommer 2006 wurde eine zweite, überarbeitete
Auflage des
Handbuches veröffentlicht. Zudem wurde die Online-Datenbank in
eine englische Version übersetzt. Im März 2010 ist die
grundlegend aktualisierte und erweiterte, dritte Auflage des Handbuchs
Europa in Nordrhein-Westfalen erschienen.
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